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Vor rund eineinhalb Jahrtausenden wußten die Franken noch, wie man sich im zentraleuropäischen Gewirr der Stämme behauptet. Allein schon der Name dieser bunt zusammengewürfelten Volksgruppe, die sich etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. im Rheinischen formierte, bedeutete nichts Geringeres als mutig, kühn, ungestüm und frech. Was es hieß, sich mit diesen Franken anzulegen, bekamen Ende des 5. Jahrhunderts die Alamannen zu spüren, als diese südöstlichen Nachbarn versuchten, das Reich der Franken zu erobern. Die Alamannen erhielten ordentlich eins auf die Mütze und wurden von den frechen Franken schlichtweg überrannt. Was dazu führte, daß die Franken schließlich in eine Gegend kamen, wo es ihnen trotz der elbgermanischen Vorbesitzer (Thüringer!) so gut gefiel, daß sie noch heute dort zu finden sind: nämlich in Franken.
Davon und von vielerlei historisch-archäologischen Dingen mehr erzählt eine aufwendig inszenierte Ausstellung, die ab heute im neuen großen Ausstellungssaal des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (GNM) zu sehen ist: "Die ersten Franken in Franken Das Reihengräberfeld von Westheim." Es ist eine komplexe und datenreiche, aber auch spannende und informative Entdeckungsreise zu den Wurzeln der Franken: Geschichte und Geschichten, aus der Erde gehoben, gesichert und akribisch ausgewertet in einer enormen Fleißarbeit von jungen Wissenschaftlern des GNM.
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Das Wandbild als Fortsetzung des Gräberfeldes
Noch beeindruckender aber als die Vitrinen-Abteilung ist der vordere, größere Bereich dieser frühgeschichtlichen Franken-Schau geraten. Hier wurden Teile des Gräberfeldes im Maßstab 1:1 als raffinierte Rekonstruktion in den Hallenboden eingelassen. Unter dicken Glasplatten kann da der schematisch reduzierte Nachbau von über einem Dutzend Gräbern besichtigt werden. In den Original-Ruhestätten, dies nebenbei, ließen sich die Urfranken stets gen Osten ausgerichtet beisetzen: den jenseitigen Blick zur aufgehenden Sonne gerichtet.
Vom ersten Grabungs-Spatenstich bis zur fertigen Ausstellung war dies ein aufwendiges Unternehmen, mit dem das GNM nebenbei seine archäologische Kompetenz unter Beweis stellen und sich für ähnliche Projekte empfehlen will. Die Anstrengung hat sich gelohnt. Auch für den Besucher, der bei der Spurensuche auf den verschlungenen Wegen der "ersten Franken" zwar etwas Zeit und Mühe investieren muß, dies aber gewiß nicht bereuen wird.
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