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Buchstaben zur Schärfung der Alltagwahrnehmung „Die Spaßvogelhenne überlebt jede Jagd": Ein neuer Gedichtband von Konrad Biller und Manfred Schaller
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Die Herren Schaller und Biller - das harmoniert nicht nur sprachlich ganz vortrefflich. Auch bei ihren gemeinsamen Projekten wissen sich der Autor Konrad Biller und der Illustrator Manfred Schaller bestens zu ergänzen. Jüngstes gemeinsames Werk des Nürnberger Duos ist ein Gedichtband mit dem eigenwilligen Titel „Die Spaßvogelhenne überlebt jede Jagd". Vorgestellt wird die Neuerscheinung am Donnerstag, 14. April, um 19.30 Uhr im Zeitungscafé Hermann Kesten der Stadtbibliothek (Abendeingang Peter-Vischer-Str.).
„Alte Bücher niemals aufschlagen - sonst liegen überall Buchstaben herum", so lautet Billers Ratschlag speziell für Kehrfaule im neuesten Band. Und Manfred Schaller unterstreicht die Warnung mit einem Digital-Bild, auf dem die Buchstaben chaotisch durcheinander wirbeln, während ein Besen versucht, die soeben Entfallenen wieder einzukehren. Etwa so muss es aussehen, wenn auf Konrad Biller die Buchstaben einstürmen, ausgelöst durch eine Talkshow bei Pro Sieben etwa, oder durch die Deutsche Bahn oder gar die Marsmission. Schnell versammeln sie sich in seinem Kopf zu Wörtern, gruppieren sich zu Sätzen und geben nicht eher Ruhe, bis sie endlich auf Papier ein für alle mal festgehalten werden. Dann gackert sie laut und zufrieden, die Spaßvogelhenne. Kreativ sei das, nicht genial, meint Biller in nüchterner Selbsteinschätzung. Das Gute setzt sich durch. Vollkommen perfekt präsentiere sich daher auch der neueste Band nicht. „Wenn ich meine Gedichte nach dem Druck durchlese, denke ich mir bei manchem: Das hättest du noch besser machen können", sagt Biller. Doch wollte er warten, bis alles einhundertprozentig ist, käme er nie zum Zug. „Und wenn man sich große Autoren anschaut: Das war auch nicht alles Weltklasse, was die geschrieben haben - nur das Gute setzt sich eben im Laufe der Zeit durch."
Als freischaffender Architekt hat sich der 68-Jährige sowohl der Kreativität als auch der Genauigkeit bedient - und eine Anerkennung wurde ihm damit zu Teil, die er seit seiner sechsjährigen Laufbahn als Dichter schmerzlich vermisst. In einigen seiner Gedichte im neuen Band nimmt Biller die Fäden zu seinem „alten" Beruf wieder auf - in den „Architektenzwirnsversen" etwa oder im „Abgesang für den Statiker": „Der alte Tiefbauingenieur/ berechnet keine Brücken mehr/ ersparet weitre Schand/ der Firma und dem Stand/ denn ein riesengroßes Trumm/ seiner Konstruktion fiel um", heißt es da kurz und bündig. Auch Politik und Verwaltung nimmt Biller unter anderem aufs Korn:
;Wahrheit sagen, Lügen schmieden/ Politikern, ist's kaum verschieden/ auch wachem Zustand nicht konträr/ das Schlafen dem Beamtenheer./ Warum zum Beispiel soll mir fein/ und grob noch gegensätzlich sein?"
Von der Kritik fühlt sich Konrad Biller oft falsch verstanden. Ein Nörgler, ein Zeigefinger hebender Spaßbremser und Besserwisser will er doch gar nicht sein. Aber leicht gesalzene Buchstaben auf die Wunde streuen, das sei hin und wieder einfach nötig, um die Alltagswahrnehmung zu schärfen. Zum Beispiel, wenn er, wie im 2003 erschienen Band „nuremberg - high quality" - an Albrecht Dürer rüttelt. Und der freischaffende Künstler Manfred Schaller setzt dazu einen gelangweilt dreinblickenden, aber auf lustig-bunt getrimmten Hasen in Szene.
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Für die „Spaßvogelhenne" entstanden die Illustrationen ausnahmslos am Computer - meist fließen Handzeichnungen mit ein und erweitern den symmetrischen Aufbau und die klaren Formen um ein überraschendes Stück Naivität. In jedem Fall lohnt es sich, den Blick mehrmals über die Ansammlung von Linien und Buchstaben gleiten zu lassen oder bei der Vorstellung des Buches der Stimme des Rezitators Günter Baum genau zu folgen. Denn zwischen all dem, da sind sich Biller und Schaller sicher, steckt doch auch eine Liebeserklärung an Franken. RURIK SCHNACKIG
Konrad Biller: Die Spaßvogelhenne überlebt jede Jagd. Mit Illustrationen von Manfred Schaller. Fahner Verlag, ca. 130 Seiten, 9,90 Euro.
Manfred Schallers unverletzbare „Spaßvogelhenne", von Schießgewehren umgeben, wie er sie für den zweiten Gedichtband des Nürnberger Architekten Konrad Biller als Titelblatt entworfen hat
Sei nicht dumm, mach Bummbumm Konrad Biller hat wieder gedichtet: Jagd auf die „Spaßvogelhenne"
Der Autor, der seinen Standort selbst als „lebenslänglich in Nürnberg" beschreibt, hat als freier Architekt, auffälliger noch als furchtloser Architektur-Kritiker gearbeitet, ehe er - spätberufen sozusagen - vor zwei Jahren mit einem ersten Gedichtband an die staunende Öffentlichkeit trat. „...uns kippt es aus den Socken" nannte er die Sammlung seiner Sprüche damals und nahm gerne in Kauf, wenn es manchem Leser ähnlich ging. Jetzt legt er nach und macht Tempo beim Laufschritt in Richtung höchstpersönlichem Dadaismus.
Es ist ihm kein Stil fremd, ob er - dem eigenen Beruf nachsinnend - grundsätzlich „Rohbaulyrisch" sinniert oder konkret den „Preis des Designs" an der Installation festmacht („Fass heutzutag an Brausearmaturen/erst nach geglückten Nervenkuren"), ob bissig gereimt oder frei fabuliert wird. Sogar, wenn die umfassend beschworene „Alltagswahrnehmung" zu Texten führt, die man auch beim dritten Lesen für zumindest geheimnisvoll erklären möchte.
Ganz schrulliger Poet, der als Motto die Weisheit eines unbekannten unterfränkischen Dichters voranstellt („Dichter sind wie Laternen, von denen kannst auch nichts lernen"), sich gerne mal in kindlicher Naivität von Reim zu Reim treiben lässt, dann aber auch geradezu versonnen wirkt wie beim „Nebel"-Vierzeiler („meine augen/bleiben stecken in ihm/sonst stoppt er nichts/von mir") und im Sturzflug sein sehr minimalistisches Hetzgedicht für einen General des 19. Jahrhunderts folgen lässt: „Lieber Moltke,/sei nicht dumm, mach/doch endlich/BummBumm Bumm!" Da flattert der „Spaßvogel" über die gleichnamige Gesellschaft hinweg und klagt: „Mein Schalk im Nacken/ hat der Macken". D.S.
Konrad Biller und Manfred Schaller stellen ihr Buch am 14. April, 19.30 Uhr, im Nürnberger Zeitungs-Cafe der Stadtbibliothek vor. Günter Baum rezitiert.
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Malen mit Pinsel oder Stift ist zwar nicht passe, aber auch hier mischt inzwischen der Computer mit, der vielfältige Kombinationsmöglichkeiten zeichnerischer, virtueller und realer Bildwelten erlaubt und neue Interpretationsmöglichkeiten literarischer Inhalte. Bestes Beispiel: Die Illustrationen, die Manfred Schaller für Konrad Billers Bücher „nuremberg high quality" und „Die Spaßvogelhenne überlebt jede Jagd" (erscheint im Herbst) angefertigt hat. Im Kopfbau des K4, 1.O G, sind diese „digital drawings" bis zum 8. August zu sehen (geöffnet Di. bis Sa., 13.00 -18.00 Uhr).
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Am Rain der Osterhase hoppelt, dem Betrunknen hopst er doppelt." (Biller)
Sie wissen nicht, was ein AntiHase ist? Es ist der illustre Löffelträger aus der Feder von Manfred Schaller, beschrieben in den Versen von Konrad Biller: „Dürers Hasen loben alle über Maßen, der vom Schaller ist mein Knaller." Der Nürnberger Architekt und Buchautor Biller und sein Illustrator Schaller wollen im Oktober einen Band mit dem Titel „nuremberg - high quality" herausgeben und den darin vorkommenden Anti-Hoppler schon jetzt ein bisschen bekannt machen. Der Ausgangspunkt ist klar: Die Stadt möchte als Nachdreher zum 500. Geburtstag des Dürer-Hasen auf die Image-Pauke hauen. Grund genug fürs Duo Biller/Schaller, die Hasenfüße in die Hand zu nehmen und Meister Lampe hoch leben zu lassen. Das bisherige Motto des Duos ist ohnehin nicht das verkehrteste: „Lebenslänglich Franken."
HANS PETER REITZNER
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Nürnberger Anzeiger Mittwoch 11.Juni 2003 "Spaß + Ärger, das ergibt Kritik"" Neue Bücher des Literaten Konrad Biller Kooperation mit Manfred Schaller
Von Jo Seuß
Er ist schon ein kauziger Typ, dieser Konrad Biller. Ein Mann der überhaupt nicht in irgendeine Schablone passen will: 1937 in Nürnberg geboren, Maurerlehre, Maurerberuf, dann Architekturstudium und freischaffender Baumeister, der sich später weniger aufs Bauen als auf die Teilnahme an Wettbewerben konzentrierte. Als Ehemann der langjährigen grünen Stadträtin und Landtagsabgeordneten Sophie Rieger hatte Biller natürlich auch einen politischen Hintergrund, doch groß geäußert hat sich der Erlenstegener nicht.
1997 folgte der Umbruch: Biller wechselte vom Zeichenbrett an die Schreibmaschine. Und seitdem produziert er Texte en masse. Ein Getriebener, so scheint's, der unbedingt und ungebremst seine Ansichten Schwarz auf Weiß rauslassen muss. Lag zuerst bei den "Städtebildern" der Schwerpunkt auf Architektur und Städtebau, so hat Biller mit den Büchern "Lebenslänglich Franken" und "Hasenfüße mit Affenzähne" sein Themenspektrum über Land, Leute und das Leben stark erweitert.Kauzig geblieben ist der Blickwinkel des Ãœberzeugungstäters, dessen Tonfall zwischen Spott und Nörgelei schwankt, dem aber auch der Schalk im Nacken sitzt, was den spröden Versen durchaus Charme verleiht speziell bei Billers neuestem Werk"... uns kippt es aus den Socken!“(Fahnerverlag, 9,90 Euro). Darin findet man einen Gemischtwarenladen an Gedichten, Inhalten und Gedanken, mit über 250 Texten vom ultrakurzen Zweizeiler "DIE FREIHEIT/ist leer" bis zur zweiseitigen Abhandlung "Das Bayerische Staatsbankett". Dazwischen wirkt manches veraltet (wie über Leo Kirch), manches gekünstelt (etwa die Verse zum Kompaktkleber). Aber mögen sie eigenwillig gestrickt/gereimt sein: Billers Verse-Welt hat im Geist von Ringelnatz und Wilhelm Busch etwas Authentisches: Fertig ist er noch lange nicht mit dem Schreiben. Stoff für zwei Bücher (auch über Katzen) liegt vor, und das nächste Opus ist schon fast fertig. Es wird "Nuremberg High Quality" heißen und im Herbst erscheinen. Die darin versammelten Kurzgeschichten hat der Nürnberger Maler, Grafiker und Illustrator Manfred Schaller (42) durch pointierte Zeichnungen angereichert.
Seit über einem Jahr arbeitet das Tandem an diesem Buch, dessen Arbeitstitel "Wenn Nürnberg nervt" hieß. Und Schallers Umschlag-Zeichnung wird sicher Aufsehen erregen, weil er den Dürer-Hasen mit Hängeohren, auf den Trümmem der Altstadt sitzend und mit einem Kleeblatt im Maul karikiert hat. Wunderschön und passend zum Ansatz von Konrad Biller, der sein Schreiben so definiert: "Spaß + Ärger, das ergibt Kritik“.
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