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Nürnberger Nachrichten, Anzeiger, 3.8.2016

Schaller malt, was Biller schreibt
Wie sich ein Autor und ein Grafiker in der Mitte der Kunst
immer wieder treffen
VON RURIK SCHNACKIG

 

 

 

Eigentlich ein ungleiches Duo. Fast in den 80ern der eine, Mitte 50 der andere. Ein Lyriker einerseits, der seinem heiter-bissigen Stil treu geblieben ist, ein Grafiker auf der anderen Seite des Papiers, der sich immer wieder neu erfindet. Die gemeinsamen Werke von Konrad Biller und Manfred Schaller entwickeln Spannung. Aber die Bücher öffnen sich nicht für jeden.

Er kann es nicht ausschalten. Es sprudelt einfach. So beschreibt Konrad Biller jene Inspiration, die ihn immer wieder zum Stift greifen lässt. Seit gut zwei Jahrzehnten hat er aufgegeben, dagegen anzukämpfen.

Zweifel gab es wohl. Erlernt hat er schließlich den Maurerberuf. Studiert die Architektur. Das lässt sich nachweisen. Aber Literatur? Satire? Ohne Ausbildung. Inzwischen weiß er: das geht. Das vorhandene Material, in der Regel 26 Buchstaben und ein paar unscheinbare Satzzeichen, weiß er so anzuordnen, dass daraus Unerwartetes entsteht. Ein schriftlicher Nachweis seiner Fähigkeiten.

Es ist das Gegenteil von literarischem Fast Food. Das schnelle Auge bleibt ungesättigt. Billers Texte sind gedrechselt, geschliffen und analog zum Maurerhandwerk werden die Wörter passgenau aneinandergesetzt, die einzelnen Schichten später wackelfrei miteinander verbunden.

Mild, aber schnappig

Gesundheitliche Tiefschläge musste Biller in der Vergangenheit in Kauf nehmen. Der Querdenker wirkt milder als einst, aber schriftlich kann er zuschnappen wie eh und je.

Erweitert werden die Werke durch die Grafiken aus der Hand von Manfred Schaller. Er springt gern über die Beständigkeit hinweg. Ab und zu braucht es Neues. Und dann legt er den Pinsel aus der Hand und verleiht seinen Bildern Farbe auf dem Bildschirm, manchmal minimal digital, bisweilen aber auch ganz am Monitor entwickelt.

Weitere Lesungen geplant

Und so sieht sich das ungleiche Duo mit seinen Ecken und Kanten nicht als große Abstauber. Ein unbequemer Autor, der zur Langsamkeit zwingt und ein visionärer Künstler, der nicht auf hundert Meter Entfernung an seinem Stil identifiziert werden kann, das seien, so müssen die beiden feststellen, nicht die Zutaten für die ganz, ganz große Anerkennung.

Doch die vergangenen Lesungen, in denen sie Billers Schlamassl handverlesen haben, waren gut besucht. So, dass die beiden damit noch ein wenig auf Literatur-Tour gehen wollen. Dann werden sie zelebriert, die Werke „Vom Winterstrand ins Frühlingsland", „Morgenstund mit Hänschen klein und Gremlins" oder eben „Schlamassl".

In „Armer Poet" heißt es: Daseins Sinn/die Poesie/mit ihr Gewinn/ macht er nie.

Biller und Schaller gewinnen die Erkenntnis, dass sie noch mehr einzubringen haben. Gerade arbeitet Biller an einem Buch. „Spurensuche mit Burgblick" könnte der Titel lauten.

Unter dieser Überschrift hat er schon mal einen Gastbeitrag im Stadtanzeiger geschrieben. Sein persönlicher Streifzug durch Nürnberg. Da lässt sich heute noch viel dazu sagen. Zum Beispiel über die Burgstraße... und schon geht sie wieder los, diese Sprudelei.